Demontage der Aktivkohleanlage und Verzögerungsstrecke im Kernkraftwerk Philippsburg 1 (KKP 1)
Ein Projekt der KOBAU aus Bremerhaven
Das Kernkraftwerk Philippsburg (KKP) liegt rund 30 Kilometer nördlich von Karlsruhe am Rhein. Bis Ende 2019 produzierte hier die EnBW mit einem Druckwasserreaktor (Block 2) und bis 2011 zusätzlich mit einem Siedewasserreaktor (Block 1) Strom.
Im April 2017 hat das Umweltministerium Baden-Württemberg der EnBW für Block 1die erste Stilllegungs- und Abbaugenehmigung erteilt. Im Mai 2017 startete der Rückbau der Anlage.
KOBAU, der Kraftwerksrückbauspezialist der ROBUR, hat von November 2019 bis März 2020 die Aktivkohleanlage und die Verzögerungsstrecke im Block KKP 1 demontiert. Tatkräftig unterstützt wurde KOBAU von Mitarbeitern der SAT Kerntechnik, Spezialist für den Rückbau kerntechnischer Anlagen und Teil der ROBUR.
Was sind AK-Anlage und Verzögerungsstrecken?
Eine Aktivkohleanlage (AK-Anlage) und Verzögerungsstrecken sind Teil der Abgasaufbereitung in Kernkraft-werken (KKW). Bei Siedewasserreaktoren werden im Dampf gelöste Gase und leicht flüchtige Substanzen gezielt einer der Turbine und dem Kondensator nachgeschalteten Abgasaufbereitung zugeführt.
Der überwiegende Teil der radioaktiven Substanzen zerfällt innerhalb der dazugehörigen Verzögerungsstrecken. Xenon-133 zum Beispiel zerfällt bei einer Verzögerungszeit von 40 bis 60 Tagen auf 0,1% der ur-sprünglichen Aktivität.
Die AK-Anlage im Block KKP 1
Die Anlage stand in einem Raum mit einer Grundfläche von 15 x 3,2 Meter und 23 Meter Höhe.
Die Verzögerungsstrecke bestand aus insgesamt 6 Rohrleitungen mit einem Durchmesser von 700 mm, je 6 Meter Länge und einem Gewicht von 10.000 kg. Befestigt waren die einzelnen Rohrstränge übereinander an der Wand. Die 6 Aktivkohlebehälter hatten eine Höhe von 18,6 Meter und einen Durchmesser von 1,5 Meter. Das Gewicht eines jeden dieser Behälter betrug beachtliche 13.000 kg.
Also ein Projekt von imposantem Umfang.
Das Demontagekonzept
Aufgrund der radiologischen Situation wurden ausschließlich Kalttrennverfahren eingesetzt.
Zur Reduzierung der Ortsdosisleistung erfolgte zunächst die Demontage der unteren 3 Rohrleitungen der Verzögerungsstrecke, die Rohrleitungen wurden in ca. 1 Meter lange Stücke zersägt. Zur Vermeidung von Kontaminationsverschleppung verschlossen die Kollegen der KOBAU die Enden fachgerecht mit Folie.
Die 18,6 Meter hohen Aktivkohlebehälter wurden in einen Hubzug gehängt, angehoben und unten jeweils um einen Ring von ca. 800 mm Breite gekürzt. Wegen eines engen Transportweges mussten die Ringe mittels Sägen in 5 Stücke zerlegt werden.
Der Rückbau von zwei Stahlbühnen und der an der Decke montierten Abfahrschiene sowie verschiedener Klein- und Messleitungen schloss sich direkt an die Demontage der Aktivkohlebehälter an. Abschließend demontierte das Fachpersonal von KOBAU die restlichen Rohrleitungen der Verzögerungsstrecke.
Alle Reststoffe wurden sicher in Stahlboxen verpackt und an die EnBW übergeben.
Insgesamt demontierten die Spezialisten von KOBAU eine Masse von 106.000 kg in fünf Monaten: Eine zufriedenstellende Erfolgsbilanz für beide Seiten – für die EnBW und die KOBAU, Spezialist für Services vom Betrieb bis zum Rückbau, sowie die Demontage kerntechnischer Anlagen seit mehr als 25 Jahren.
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